🚜 Lies und Beckmann werben für Zusammenhalt in Sachen Biosphärenreservat
Sina Beckmann, Landtagsabgeordnete aus Friesland und Ratsfrau in Jever nimmt wie folgt Stellung:
„Der Beitritt zur Entwicklungszone des Biosphärenreservats war ein guter und richtiger Schritt - gerade auch für die Landwirtschaft. Warum? Niemand wird wohl bestreiten, dass wir klimatisch starke Veränderungen in den letzten Jahren erleben, die die Arbeit in der Landwirtschaft sehr erschweren. Schlepper kommen nicht auf das Feld, weil es in kurzer Zeit zu lange und zu viel regnet und der Boden komplett durchnässt und aufgeweicht ist. Ernten fallen aus, weil es dann wiederum zu wenig regnet und wir immer wieder lange Hitze- und Trockenperiode haben. Die Klimaentwicklung zeigt sich auch in hoher Trockenheit und in milden Wintern. Diese befördern zum Beispiel die Vermehrung von Feldmäusen und wir wissen noch alle, was gerade dieses Tier im Jahr 2020 mit dem Grünland in der Region Friesland anstellte.
Und genau weil wir diese klimatischen Veränderungen haben und sie unseren Alltag beeinflussen, ist es an der Zeit, dass wir angemessen reagieren. Der Landwirtschaft kann im Sinne der betriebswirtschaftlichen Entwicklung nicht daran gelegen sein, dass ihr Beruf immer schwerer in der Ausübung wird, immer teurer und immer weniger verlässlich.
Mit dem Beitritt zur Entwicklungszone wollen wir dem entgegen wirken. Wir wollen den Fokus auf die klimatischen Veränderungen legen und wie wir zukünftig damit umgehen können. Wie wir die Menschen im Allgemeinen sensibilisieren für die Erderwärmung und ihre Folgen. Und wie wir als Fairtrade-Stadt, als Tourismus-Ort, der wie kaum ein anderer von einem erträglichen Klima abhängt und als Küstenstandort, der auch in 30 Jahren noch einer sein möchte, damit umgehen können und müssen. In den Biosphärenreservaten, in den Modell-Regionen der UNESCO, geht es nicht nur um den klassischen Naturschutz, sondern um mehr, nämlich um unsere Art zu leben und somit steht der Mensch selbst als Bestandteil der Biosphäre im Mittelpunkt.
Jever liegt außerhalb des Nationalparks Wattenmeer - somit findet das viel zitierte Gesetz, das in der Kernzone regelt, dass zum Beispiel kein Pflanzenschutzmittel verwendet oder kein Grünland in Ackerland umgewandelt werden darf, keine Anwendung. Und damit gibt es für die Landwirtinnen und Landwirte keine Einschränkungen in der Entwicklungszone. Und deshalb finde ich es persönlich besonders schade, dass die Landwirtschaft in Jever die Bürger*innen für eine Entwicklung in Mitleidenschaft ziehen, die wir als Menschheit alle zu verantworten haben und in dieser Folge die Teilnahme am Brüllmarkt absagt. Es wäre schöner, wenn wir uns alle gemeinsam den Herausforderungen der Zeit stellen und uns zusammen für eine gute und lebenswerte Zukunft einsetzen. Meine Ratskolleg*innen und ich haben immer signalisiert, dass wir für Gespräche zur Verfügung stehen und das gilt natürlich nach wie vor.“
Ich finde es persönlich besonders schade, dass die Landwirtschaft in Jever die Bürger*innen für eine Entwicklung in Mitleidenschaft ziehen, die wir als Menschheit alle zu verantworten haben und in dieser Folge die Teilnahme am Brüllmarkt absagt. Es wäre schöner, wenn wir uns alle gemeinsam den Herausforderungen der Zeit stellen und uns zusammen für eine gute und lebenswerte Zukunft einsetzen. Meine Ratskolleg*innen und ich haben immer signalisiert, dass wir für Gespräche zur Verfügung stehen und das gilt natürlich nach wie vor.
Olaf Lies, Niedersächsischer Wirtschaftsminister und Abgeordneter für Friesland, kommentiert den anhaltenden Widerstand von regionalen Landwirten gegen den Antrag Jevers auf Beitritt zur Entwicklungszone zum Biosphärenreservat Niedersächsisches Wattenmeer wie folgt:
„Es ist richtig, dass in den vergangenen Jahrzehnten viel Vertrauen bei der regionalen Wirtschaft und der Landwirtschaft verloren gegangen ist. Dieses wurde über Jahrzehnte verspielt, als bei der damaligen Ausweisung der Natura2000-Schutzgebiete die möglichen Auswirkungen für Wirtschaft und Landwirtschaft heruntergespielt wurden und suggeriert wurde, man könne die Ansprüche der EU mit freiwilligen Maßnahmen lösen. Das war schlicht falsch.
In meiner Zeit als Umweltminister haben wir daher eine Novelle zum Gesetz über den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer in Landtag verabschiedet. Gerade mit Blick auf die kritische Haltung und die Sorgen der Landwirtschaft haben wir damals explizit für weitere Klarstellung im Gesetz gesorgt. Dort steht nun, dass mit diesem Entwicklungsansatz weder weitere Naturschutzauflagen noch Einschränkungen der kommunalen Planungshoheit verbunden sein werden. Die Gemeinden, die Landwirtschaft und die Wirtschaft erhalten die zu Recht geforderte Sicherheit. Viel mehr, als dieser zu Recht geforderten Sicherheit Gesetzesrang zu geben, geht eigentlich nicht.
Deshalb habe ich nur begrenztes Verständnis für diesen hartnäckigen Widerstand seitens der Landwirte gegen den Antrag auf Beitritt Jevers. Die Absage an die Teilnahme am Brüllmarkt ist der Ausdruck dieses Protests. Das bedauere ich sehr, weil hier völlig unterschiedliche Themen miteinander vermischt werden. Die positive Darstellung der Landwirtschaft war immer ein großer Erfolg und hat auch immer wieder diejenigen mit Stolz auf die Landwirtschaft blicken lassen, die häufig nicht den engen Kontakt haben. Jetzt zeigt sich aber auch, dass wir weiter und vielleicht noch tiefer ins Gespräch kommen müssen. Dazu bin ich als regionaler Abgeordneter immer bereit. Denn richtig ist auch: Nur mit einer verlässlichen und vertrauensvollen Zusammenarbeit werden wir gemeinsam unsere Ziele langfristig erreichen. Wie es gelingen kann zu einem guten Ausgleich der Interessen zwischen Landwirtschaft und denen des Umwelt-, Arten und Naturschutzes zu kommen, zeigen wir gerade ja auch mit unserem Niedersächsischen Weg.
Ich werde hier nicht müde, Werbung zu machen, für dem Beitritt möglichst vieler Gemeinden zur Entwicklungszone. Es wäre ein gutes Signal, wenn die Region sich insgesamt für die Biosphäre stark machen würde. Denn unser UNESCO-Biosphärenreservat Niedersächsisches Wattenmeer bedeutet eben nicht Behinderung für unsere Landwirtschaft, sondern den Beweis, dass wir die Zukunftsthemen nur gemeinsam angehen können.“
Die positive Darstellung der Landwirtschaft war immer ein großer Erfolg und hat auch immer wieder diejenigen mit Stolz auf die Landwirtschaft blicken lassen, die häufig nicht den engen Kontakt haben. Jetzt zeigt sich aber auch, dass wir weiter und vielleicht noch tiefer ins Gespräch kommen müssen.