🙋‍♀️ Höherer Frauenanteil, Amtszeitverlängerung und mehr direkte Beteiligung: Neuregelungen für die kommunale Arbeit

13.06.2024 · von Kim HĂĽsing
Auf Wangerooge gibt es viele offene Fragen rund um das vakante Amt des Bürgermeisters oder der Bürgermeisterin. Soll es zeitnah eine Wahl geben oder doch auf den Zusammenschluss mit einer Festlandgemeinde gesetzt werden? Nicht nur auf der Insel ringen Kommunen in der Region immer wieder darum, Fachpersonal für ihre Rathäuser zu finden. Auch der Posten der Verwaltungsspitze wird schwieriger zu besetzen. Hier soll nun ein Maßnahmenpaket der Landesregierung für Verbesserungen sorgen.
Rathaus Jever
Bild: Oliver de Neidels

Die niedersächsischen Landtagsfraktionen von Grünen und SPD haben sich gerade auf mehrere Maßnahmen geeinigt, die die kommunalpolitische Arbeit stärken sollen. „Demokratie beginnt vor Ort. Deshalb ist das heutige Beschlusspaket ein wichtiger Meilenstein zur Stärkung und Zukunftssicherung der kommunalpolitischen Ebene“, freut sich Sina Beckmann, Landtagsabgeordnete der Grünen aus Jever.

Ein Ziel der angestrebten Reform ist die Steigerung des Frauenanteils auf kommunaler Ebene. „Wir wollen Grundlagen schaffen, um eine stärkere Beteiligung von Frauen in der Kommunalpolitik zu verwirklichen”, beschreibt Beckmann ein ihr sehr wichtiges Anliegen.
Im Stadtrat Jever sitzen derzeit 18 Männer und nur 13 Frauen. Das entspricht einem Anteil von 42 Prozent. Noch geringer ist der Frauenanteil im Niedersächsischen Landtag. Dort sind die weiblichen Abgeordneten lediglich bei den Grünen mit 58 Prozent in der Mehrheit. Insgesamt liegt der Frauenanteil im Parlament bei nur 34,25 Prozent. “Das ist zu wenig, wenn wir Gleichberechtigung leben wollen. Politik hat den Anspruch, alle zu vertreten, dann sollten die Mandate auch entsprechend verteilt sein”, so Beckmann.

AuĂźerdem soll die Amtszeit von Hauptverwaltungsbeamt*innen auf acht Jahre erhöht werden. „Damit bekommen die BĂĽrgermeister*innen und Landrät*innen mehr Planungssicherheit. Konkret bedeutet das mehr Zeit fĂĽr die Einarbeitung und vor allem ein längerfristiges Wirken vor Ort. Das ist gerade angesichts der gestiegenen Anforderungen von groĂźer Bedeutung, auch hier in Friesland“, erklärt Beckmann. Die Umsetzung von Projekten sei oft länger als auf fĂĽnf Jahre angelegt.  

Sina Sommer 2023
Sina Beckmann

Demokratie beginnt vor Ort. Deshalb ist das heutige Beschlusspaket ein wichtiger Meilenstein zur Stärkung und Zukunftssicherung der kommunalpolitischen Ebene.

Weiterhin ist eine Novellierung des Niedersächsischen Kommunalverfassungsgesetzes geplant: „Klar ist, dass die Amtszeitanhebung nur ein erster Schritt auf dem Weg zur Attraktivitätssteigerung kommunalpolitischer Arbeit ist. Es braucht dringend weitere Anstrengungen, um berufliche und private Herausforderungen – wie etwa Elternzeit und Care-Arbeit – unter einen Hut zu bekommen und mit einem kommunalen Mandat zu vereinen“, so die Abgeordnete.  

Des Weiteren wurde beschlossen, dass auf Landesebene erstmals BĂĽrger*innenräte in ausgewählten Themenbereichen beteiligt werden können. „Insbesondere in diesen Zeiten, wo die Demokratie unter enormem Druck steht, braucht es mehr Vertrauen in der Gesellschaft fĂĽr politische Prozesse. Direkte Beteiligungsmöglichkeiten, wie sie BĂĽrger*innenräte bieten, bereichern die politischen Entscheidungsprozesse und machen sie lebendiger“, sagt Beckmann. Den BĂĽrger*innen wird so die Möglichkeit gegeben, ihre Alltagserfahrungen direkt in die parlamentarische Arbeit einflieĂźen zu lassen.  

Der Zeitplan sieht vor, dass die Reform der Kommunalverfassung sowie der Einsatz von BĂĽrger*innenräten bis zum FrĂĽhjahr 2025 auf den Weg gebracht werden können. Ein erster Beschluss ist fĂĽr das August-Plenum des Landtags vorgesehen. 

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