Friesland - Schließen sich Moorschutz und Milchviehhaltung aus? Viola von Cramon, Kandidatin der Grünen für das Europaparlament, sprach sich bei einem Treffen mit Vertretern des Kreislandvolkverbandes Friesland für die Wiedervernässung der Moore aus. Das würde zu einer Aufgabe der Milcherzeugung auf den betroffenen Flächen führen. Genau dies sehen Lars Kaper, Vorsitzender des Kreislandvolkverbandes, und sein Stellvertreter Jörg Even mit großer Sorge. Denn ob eine alternative Nutzung durch den Anbau von wasserverträglichen Pflanzen wie Schilf oder Reet, sogenannten Paludikulturen, wirtschaftlich tragfähig sei, sei völlig unklar. Die Milchviehhaltung sollte ihrer Meinung nach in Moorgebieten weiterhin möglich sein. Als Beispiel hierfür stellte Dr. Leena Karrasch aus der Geschäftsleitung des Grünlandzentrums Niedersachsen/Bremen das Projekt „Moorhof“ vor.
Vor allem die Hofnachfolger bräuchten Planungssicherheit und gute Perspektiven, so der Vorsitzende des Kreislandvolkverbandes. „Es muss einen ganzen Werkzeugkoffer an Maßnahmen zur CO2-Reduktion geben”, betonte Lars Kaper. Als eine Möglichkeit nannte er die “MoorFutures”-Zertifikate. Beispielsweise in Schleswig-Holstein gebe es Projekte, bei denen Flächen wiedervernässt werden und die Landwirte dafür Gelder von denjenigen erhalten, die so ihre CO2-Bilanz ausgleichen wollen. Lars Kaper würde sich ähnliche Projekte auch in Niedersachsen wünschen.
In der Landwirtschaft gab und gibt es immer viele Veränderungen. Da ist ein enger Austausch wichtig. Ich bin deshalb froh, dass wir einen direkten Draht zwischen Landwirtschaft und Politik in der Region pflegen und so versuchen, gemeinsam zu guten Lösungen zu kommen.
„In der Landwirtschaft gab und gibt es immer viele Veränderungen”, sagte Sina Beckmann, Grünen-Landtagsabgeordnete aus Jever. “Da ist ein enger Austausch wichtig. Ich bin deshalb froh, dass wir einen direkten Draht zwischen Landwirtschaft und Politik in der Region pflegen und so versuchen, gemeinsam zu guten Lösungen zu kommen.“ Hierzu zähle auch der Abbau von überbordender Bürokratie. Denn Landwirt*innen brauchen derzeit viel Geduld, wenn sie EU-Fördergelder für eine Neuansaat auf ihren Wiesen und Weiden beantragen möchten.
Viola von Cramon bewies viel landwirtschaftliches Fachwissen - und auch Humor: „Das ist ja ein Thema für die Sendung Extra3“, kommentierte sie die umständlichen Genehmigungen für Neuansaaten von Grünlandflächen. Beantragen Landwirte EU-Fördergeld für ihre Wiesen und Weiden, dann brauchen sie von drei Seiten Genehmigungen, wenn auf diesen Flächen einmal die Grünlandnarbe erneuert werden soll: Zustimmen müssen die Untere Naturschutzbehörde beim Landkreis, die Landwirtschaftskammer und seit letztem Jahr auch der Eigentümer, wenn es sich um eine Pachtfläche handelt.
„Wir haben Fälle, wo allein die Korrespondenz mit den Eigentümern einen halben Aktenordner füllt“, erzählte Tjade Gronau, stellvertretender Geschäftsführer der Kreislandvolkverbände Friesland und Wesermarsch. Nicht selten käme es vor, dass Flächen im Besitz von Erbengemeinschaften sind, von denen jedes Mitglied unterschreiben muss. Hier müsse eine Vereinfachung des bürokratischen Verfahrens her, waren sich alle einig.
Beim Thema Moorschutz spricht sich Viola von Cramon für die Wiedervernässung aus. Hierfür bedarf es einer attraktiven Förderung, um langfristige wirtschaftliche Perspektiven für die Landwirtschaft sicherzustellen und auch den nächsten Generationen die Wertschöpfung auf Moorstandorten zu ermöglichen.