🚜 Grüne und Landwirte diskutieren pragmatische Lösungen für Friesland - Energiewende muss finanziellen Nutzen für die Region haben
Nachdem der Kreisverband der Grünen in Friesland zuletzt eine öffentliche Diskussionsrunde zum Umgang mit dem Wolf in Friesland organisierte und der hiesigen Landwirtschaft hier mit der Positionierung nahe kam, ist dieses Treffen nun die Fortsetzung des Dialogs. „In unserem Gespräch haben wir alle wohl gemerkt, dass die friesische Landwirtschaft und die friesischen Grünen keine Gräben teilen. Wir haben einige gemeinsame Positionen und das ist wichtig - denn es geht nur zusammen“, ist sich Sina Beckmann sicher.
Beide Grünen-Politikerinnen stellen fest, dass Natur- und Umweltschutz, ein Kernanliegen ihrer Partei, genauso von der Landwirtschaft gewünscht und gebraucht wird. Lars Kaper sagt dazu „dass wir doch nur mit gesunden Böden arbeiten können und die intakte Natur auch eng mit dem für unsere Region wichtigen Tourismus zusammen hängt.“ Die weiteren Vorstandsmitglieder Jan Jahnsen aus Jever, Burkhard Mennen aus dem Wangerland, Gerke Albers aus Zetel und Wilko Irbs aus Wilhelmshaven sehen das ähnlich. „Wir wollen gute Lebensmittel produzieren, jetzt und in Zukunft. Das geht nur mit Nachhaltigkeit. Aber wir brauchen auch Möglichkeiten der Entwicklung. Auf der einen Seite sollen wir kein Glyphosat verwenden und auch die maschinelle Bodenbearbeitung ist aus Klimagründen, CO2-Emissionen und der Verletzung der Humusschicht nicht gerne gesehen. Auf der anderen Seite sind wir Unternehmer und müssen auch wirtschaftlich arbeiten. Es ist eine Quadratur des Kreises.“
In unserem Gespräch haben wir alle wohl gemerkt, dass die friesische Landwirtschaft und die friesischen Grünen keine Gräben teilen. Wir haben einige gemeinsame Positionen und das ist wichtig - denn es geht nur zusammen.
Nach einer Tour über die Felder des Betriebes von Lars Kaper und der Besichtigung der Kuhställe führten alle Beteiligten die Diskussion konstruktiv und pragmatisch weiter. So brachten Lars Kaper und seine Landwirts-Kollegen noch weitere Themen in das Gespräch ein. Dabei gab es gleich mehrere Fragestellungen: Wie schaffen wir ein gutes Wassermanagement in Kombination mit Weide-Nutzung? Wie gehen wir mit der Flächen-Konkurrenz von Landwirtschaft, Industrie, erneuerbaren Energien und Tourismus um? Und wie kann Landwirtschaft bei all den Vorgaben und der Bürokratie auch in Zukunft ein attraktiver Beruf sein?
Ein wichtiges Thema, das alle umtreibt, ist die Energiewende. Mit all den Windrädern, Biogas- und Photovoltaik-Anlagen verändert sich die Landschaft. „Wir sind eine Energie-Region und erzeugen bei uns zum Beispiel mehr erneuerbaren Strom, als der gesamte Landkreis Friesland verbraucht. Durch den Ausbau der Offshore-Anlagen, durch Flächenziele bei Onshore und durch LNG-Projekte und die hoffentlich bald mit erneuerbaren Gasen, haben wir durch die Trassen und Leitungen eine enorme Belastung - hier muss es, auch finanzielle, Ausgleiche geben. Außerdem stellt sich die grundsätzliche Frage wie wir mit Ausgleichsflächen für erneuerbare Energien-Projekte umgehen. Das Flächen-Angebot in Friesland ist endlich - vielleicht ist es eine Überlegung wert, dass Ausgleichflächen speziell für erneuerbare Projekte auch an anderer Stelle entstehen können“, hinterfragt Sina Beckmann.
Da bei diesem Treffen nicht alle Themen hinreichend besprochen werden konnten, haben sich die Teilnehmenden darauf geeinigt, in regelmäßigen Abständen zusammen zu kommen. Lars Kaper und seine Kollegen freuen sich über so viel Pragmatismus der beiden Grünen. Sina Beckmann sowie Martina Esser kommen gerne wieder, um mit der friesischen Landwirtschaft für alle Beteiligten gute Lösungen oder wenigstens gangbare Kompromisse zu finden.