Neben Winderzeugung und touristischen Höhepunkten wie den Klinkerstraßen und dem südfriesischen Landschaftsidyll, ist die Region von Landwirtschaft geprägt. Dabei werden die Landmaschinen immer größer und schwerer, was einen Ausbau der ländlichen Wege nötig mache, erläutert Thorsten Krettek. Früher habe es hierfür Förderungen gegeben, die bräuchte es jetzt wieder. Sina Beckmann hat das schon in einigen Gemeinden mitgenommen und wird das Thema in Hannover ansprechen.
Auch der soziale Wohnungsbau ist Thema. Hier passiert in der Gemeinde viel. Das ist auch zu sehen, wenn man durch Bockhorn fährt. Momentan könne die Gemeinde Wohnungen mit einem Mietpreis von 5,70 Euro pro Quadratmeter anbieten. „In Bockhorn ziehen immer mehr ältere Menschen von ihren großen Häusern in kleinere Wohnungen im Zentrum, um eine bessere Nahversorgung zu haben. Junge Familien sind dann froh über die Möglichkeiten, in die leer werdenden Häuser zu ziehen.“ stellt Thorsten Krettek klar.
Auf die Frage nach kommunalem Klimaschutz gibt der Bürgermeister die Auskunft, dass es schon seit 2015 ein Klimakonzept gebe, das aktuell noch abgearbeitet, aber auch neu geschrieben werde. Dabei ist auch hier der allgemeine Fachkräftemangel zu merken. Es fehle an Menschen für die Umsetzung. Sina Beckmann freut sich über die Tatsache, dass auch die Stelle für das Klimaschutzmanagement besetzt werden soll. „Das ist ein starkes Zeichen und signalisiert, dass die Gemeinde erkannt hat, wie wichtig ihr Handeln auch in den Bereichen Klimafolgenanpassung, Umwelt- und Artenschutz ist.“
Sina Beckmann zeigt sich besonders begeistert von der aktiven Rolle, die Bockhorn bei der Energiewende einnimmt. „Die Gemeinde zeigt, wie man als Teil der Energiewende selbst davon profitieren kann. In Bockhorn gibt es 11 Anlagen, von denen 5 repowert, also durch leistungsstärkere Anlagen ersetzt, werden. Die Leistung der neuen Anlagen wird mehr als doppelt so hoch sein, wie vor dem Repowering. Die Beteiligungen der Gemeinde an den Anlagen bringen stetige Einnahmen, von denen in Bockhorn vor allem soziale Leistungen finanziert werden.“
Die Energiewende mit großen Windkraftanlagen funktioniere gut. Doch auch im Kleinen soll etwas getan werden. Der Bürgermeister kann sich eine Förderung für Balkonkraftwerke nach dem Vorbild der Stadt Jever vorstellen. „Das muss aber natürlich der Rat entscheiden. Ich könnte mir vorstellen, dass es gut zu den ersten Amtshandlungen der/des Klimaschutzmanger/in passt, eine Richtlinie für die Balkonkraftwerke zu erstellen und umzusetzen.“ Momentan ginge das aber nicht, denn es mache sich auch in Bockhorn der Fachkräftemangel bemerkbar, es fehlen Fachleute, so der Bürgermeister der Gemeinde. „Die Energieproduktion der Zukunft wird erneuerbar und dezentral sein. Wir müssen sehen, was wir tun können um diesen Notstand an Fach- und Arbeitskräften bei den Erneuerbaren zu verringern,“ begegnet Sina Beckmann, vor dem Einzug in den Landtag selbst Unternehmerin im Bereich der erneuerbaren Energien.
Die Energieproduktion der Zukunft wird erneuerbar und dezentral sein. Wir müssen sehen, was wir tun können um diesen Notstand an Fach- und Arbeitskräften bei den Erneuerbaren zu verringern.
Als Teil der Energiewende werden immer wieder auch die neuen Strom- und Flüssiggasleitungen genannt. Hier führen viele entweder durch Bockhorn durch, oder nah an der Gemeinde vorbei, was manchmal zur Beunruhigung bei Teilen der Bevölkerung führe. Zu Diskussionen führt auch die Frage, wie beispielsweise Stromkabel verlegt werden können. Es gab mal ein Pilotprojekt zum Thema Erdverkabelung, doch mittlerweile werden aus Kosten- und Zeitgründen die Leitungen oberirdisch verlegt. „Wir müssen uns in der Politik auch unangenehmen Diskussionen stellen und im Dialog mit der Bevölkerung nach den besten Lösungen suchen. Vor allem müssen wir die Entscheidungsfindung dieser Lösungen transparent erklären, sonst können wir keine Akzeptanz in der Bevölkerung erwarten,“ positioniert sich Sina Beckmann klar.
Eine Änderung in der Landespolitik, die sich negativ auf die Kassenlage Bockhorns auswirkt, ist die Abschaffung der Kindergartengebühren. Vor dieser Entscheidung habe man noch 140 Euro Beiträge pro Kind in der Gemeindekasse gehabt, das Land gebe pro Kind nur 120 Euro. Das wird zunehmend zum Problem, vor allem aber in Verbindung mit dem politischen Versprechen auf Ganztages-Anspruch ab 2026, für den es ebenfalls an Personal mangele, gibt Thorsten Krettek zu bedenken.
Dieser Mangel treffe auch die Gemeindeverwaltung selbst. So veräußere Bockhorn Grundstücke nicht mehr eigenständig, sondern lasse das von der NLG (Niedersächsische Landgesellschaft) machen. „Das klappt gut, aber es ist eben auch die Folge von zu wenig Personal und dem Mehr an zusätzlichen Aufgaben“, sagt Thorsten Krettek.
Nach dem intensiven Austausch sind sich Beckmann und Krettek darin einig im engen Austausch zu bleiben. Zum Abschluss wird es für Sina Beckmann feierlich. „Es ist eine besondere Ehre, mich ins Goldene Buch von Bockhorn eintragen zu dürfen,“ so die Landtagsabgeordnete aus Jever.